Am 23. Juni 2016 war der Brexit beschlossene Sache. Seitdem hat sich einiges getan und seit Anfang 2020 ist das Vereinigte Königreich nicht länger Teil der EU. Das brachte zahlreiche Änderungen und Herausforderungen für EU- und UK-BürgerInnen mit sich. Vor allem waren die Branchen Außenhandel und Logistik davon betroffen. Welche Veränderungen es seitdem gab und welche Lösungsansätze es gibt, erfährst du hier.
Der Beschluss zum Brexit kam für viele wie ein Schlag – für BürgerInnen des Vereinigten Königreichs und anderer EU-Länder gleichermaßen. Immerhin waren etwa 48 % der an der 2016 stattfindenden Abstimmung teilnehmenden UK-BürgerInnen gegen den Austritt aus der EU. Vor allem in Schottland, großen Teilen Nordirlands und auch in der Hauptstadt London wollte man in der EU verbleiben. Die Mehrheit aber entschied sich für den Austritt und trat damit eine ganze Reihe von Änderungen für Handel und Logistik, Bildung, Arbeit, Tourismus und viele weitere Branchen los: Nach einer Zeit des Übergangs, nur knapp konnte man hier einen “harten Brexit” ohne Abkommen verhindern, wurde der Brexit am 31. Januar 2020 gültig. Seit dem 01. Januar 2021 ist das Vereinigte Königreich außerdem nicht mehr Teil des Binnenmarkts und der Zollunion der EU.
Herausforderungen nach dem Brexit – Logistik, Handel, Einreise
Heute ist der Brexit vollständig vollzogen. Dank des in den letzten Jahren abgeschlossenen Handelsabkommens TCA zwischen den EU-Staaten und dem UK bedeutet das zwar keine komplette Abschottung, doch zahlreiche neue Herausforderungen machen den Handel und die Logistik ungemein schwerer, aufwendiger und teurer. Auf diese Veränderungen hat sich IBS bereits frühzeitig eingestellt und kann nun im Export und Import auf ein starkes UK Know-How zurückgreifen.
Zusätzlich zu Handel und Logistik haben durch den Brexit auch zahlreiche weitere Branchen sowie die BürgerInnen des Vereinigten Königreichs wie in der EU neue Herausforderungen zu bewältigen. Nicht zuletzt müssen vor allem sie die gestiegenen Kosten für importierte Waren tragen und neue Auflagen erfüllen, wenn sie zwischen den Gebieten verreisen oder umziehen möchten.
Mehr Bürokratie und aufwendige Kontrollen
Jeder Handel nach Großbritannien und Nordirland, aber auch umgekehrt in die EU, ist nun mit neuen Auflagen verbunden und fordert Zollabfertigung und viel Bürokratie. Aufgaben, die viel Aufwand bedeuten und für die bisher auch das Personal fehlt. Und potenzielle Arbeitskräfte aus anderen EU-Ländern sind in Großbritannien und Nordirland nun bedeutend schwieriger zu gewinnen. Zusätzlich werden immer häufiger auch Grenzkontrollen durchgeführt, sei es für einreisende Personen oder für Transportgüter aus anderen Ländern. Dadurch verändern sich auch die Handelswege zunehmend und Lieferzeiten werden in die Länge gezogen.
Erschwerte Einreise nach Großbritannien und Nordirland
EU-BürgerInnen, die in Großbritannien und Nordirland leben und arbeiten oder auch länger als sechs Monate studieren möchten, benötigen dafür nun ein Visum. Für dessen Beantragung müssen sie einige Kriterien erfüllen – eine einfache Einreise wie in andere EU-Länder ist nicht mehr möglich. Auch nicht als TouristIn: Für jegliche Einreise in das Vereinigte Königreich benötigen EU-BürgerInnen, wie alle anderen TouristInnen auch, einen gültigen Reisepass und müssen aufwändigere Grenzkontrollen durchlaufen. Umgekehrt benötigen Briten für die Verlegung ihres Wohnsitzes nach Deutschland zwar einen Aufenthaltstitel, jedoch kein Visum, außer sie wollen bereits vor dem Erhalt des Titels Arbeit aufnehmen. Selbst Studienaustauschprogramme wie Erasmus werden durch den Brexit in Zukunft stark abnehmen.
Auswirkungen des Brexit auf die Supply Chain
Der Brexit hat vor allem große Auswirkungen auf die Logistik, genauer den Import und Export zwischen der EU und UK. Hier kommt es immer mehr zu Zollabfertigungen an der EU-Außengrenze, ganz gleich ob für den Straßengüter-, Eisenbahn-, Luft- oder Schiffsverkehr. Jede Ware muss eine komplette Zollabwicklung mit sämtlichen Papieren durchlaufen, ganz egal, ob sie in die EU oder nach UK gesendet wird. Das war vor allem zu Beginn der Maßnahmen ein enormes Problem: Oft fehlten den Speditionen die nötigen Zollpapiere und der Transport von Waren nach Großbritannien und Nordirland wurde eingeschränkt oder sogar gänzlich gestoppt. Auch für LKW-FahrerInnen, die nach Kilometern bezahlt wurden, lohnte sich der Weg in das Königreich kaum noch. Sie wurden durch lange Warteschlangen und aufwendige Sicherheitschecks an den Grenzen aufgehalten.
Heute sind die ersten Hürden zwar überwunden, doch die neuen Lieferwege sind weiterhin teurer und zahlreiche Branchen leiden unter den neuen Herausforderungen. Im- und Exporte der Briten sind in den letzten Jahren stark eingebrochen, um 32 respektive 27 Prozent von 2021 bis 2023. Zudem ist die Vielfalt exportierter britischer Produkte stark zurückgegangen, was vor allem in kleineren EU-Volkswirtschaften große Lücken lässt. Und für kleinere Exporteure aus Großbritannien und Nordirland lohnt sich der Handel mit der EU erst gar nicht mehr. Besser entwickelt haben sich lediglich der Dienstleistungssektor sowie die Exporte von Tabak-, Eisenbahn- und Flugzeuggütern.
Im April 2024 begann man dann in Großbritannien mit Warenkontrollen für Importe aus der EU. Vor allem betrifft das tierische und pflanzliche Produkte. Wo zuvor eine unkomplizierte Einfuhr von Produkten möglich war, drohen daher längere Lieferzeiten – vor allem bei frischen Produkten wie Wurst, Joghurt & Co. ein wichtiger Aspekt – sowie hohe bürokratische Aufwände. Zusätzliche Gebühren, die Importeure dieser Warengruppen nun bezahlen müssen, sorgen außerdem für höhere Kosten im Verkauf der Produkte. Diese müssen letztendlich die EndkundInnen in Großbritannien und Nordirland tragen.
Chancen und Lösungen liegen in der Logistik
Der Brexit wird wohl kaum rückgängig gemacht. Keinen Handel mit Großbritannien und Nordirland zu betreiben, ist allerdings auch keine Lösung. Es braucht also geeignete Maßnahmen und Lösungen, um die neuen Herausforderungen bestmöglich zu bewältigen. Wer einen Logistikdienstleister an seiner Seite hat, sollte sicherstellen, dass sich dieser nicht nur mit der Zollabwicklung genauestens auskennt, sondern auch vor Ort ein starkes Partnernetzwerk hat. So kann eine möglichst effiziente Nutzung der vorhandenen Lieferwege gewährleistet und Zeit wie Aufwand gespart werden.
Seit der Gründung im Jahr 1991 ist IBS Spezialist für UK – schon ab dem ersten Tag haben wir Importe und Exporte dorthin durchgeführt. Initiiert durch den Brexit haben wir neben unserer Transportabteiling auch eine eigene Zollabteilung aufgebaut, mit der sich die neuen Herausforderungen meistern lassen. Große und langjährige Partner vor Ort sorgen außerdem für eine gut abgestimmte und effiziente Logistik. |
Brexit zwingt zum Umdenken
Mit dem Brexit hat das Vereinigte Königreich bisher nicht die erhofften Ziele erreichen können – darunter mehr Autonomie, weniger Verwaltung und den Ausgleich wirtschaftlicher Verluste durch Handelsabkommen unter anderem mit Australien und den USA. Vielmehr sind die Herausforderungen sowohl für die Briten als auch für die EU-Mitglieder mit dem Austritt gestiegen. Eine Rückkehr zur EU ist allerdings auch unter der neuen britischen Regierung nicht denkbar. Es gilt also, Lösungen zu finden. Etwa, um die Handelsbeziehungen und Transportwege unter den neuen Bedingungen so zu optimieren, dass sich der Handel für beide Seiten weiterhin lohnt. Vor allem sind nun die Logistikdienstleister mit UK-Spezialisierung wie IBS gefragt. Ihre Expertise für grenzübergreifende Logistik wird jetzt gebraucht, um die Herausforderungen, die der Brexit mit sich bringt, zu bewältigen und das beste aus den Chancen, die er vielleicht auch bietet, herauszuholen.
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