Logistik im Wandel – von der Globalisierung bis zur Technik

Mit der Digitalisierung und der fortschreitenden Vernetzung über den gesamten Globus verändert sich auch die Logistik. Längst werden Güter über Länder und Kontinente hinweg transportiert und das immer schneller und immer effizienter.

Dabei begegnet die Branche neben neuen Technologien aber auch neuen Herausforderungen, auf die sie reagieren muss. Geopolitische Entwicklungen, neue Zollvorschriften und nicht zuletzt die vermehrt geforderte Nachhaltigkeit haben Einfluss auf die Entwicklung der Logistik. Wir werfen einen Blick auf den Status quo und die Zukunft der Branche.

 

Aktuelle geopolitische Entwicklungen wirken der Globalisierung entgegen

 

Die Geopolitik hatte immer schon massive Auswirkungen auf den globalen Handel. Aktuell machen sich vor allem der Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die anhaltenden Spannungen zwischen China und den USA im Handel bemerkbar. Es bilden sich Blöcke zwischen demokratischen Staaten und autokratischen Regimes. Das macht es immer schwieriger, sich auf faire Regeln und Handelsabkommen zu einigen. Einige Experten sprechen bereits von einer Fragmentierung des Handels, die sich von der bisher aufbauenden Globalisierung wieder entfernt. Wie soll man hier noch über verschiedene Länder oder gar Kontinente handeln?

 

Einzelne Handelsabkommen sollen Warenaustausch erleichtern

 

Um den Handel dort zu unterstützen, wo die politischen Beziehungen gut sind, werden Abkommen geschlossen, die den Warenaustausch erleichtern sollen. Die Maßnahmen beinhalten zum Beispiel die Senkung von Zöllen. Folge solcher Handelsabkommen ist, dass der Handel darin erst einmal zunimmt, während der nach außen abnimmt.

Die EU etwa versucht, ihre Handelsbeziehungen mit Freihandelsabkommen zu starken und mit Playern wie Kanada (CETA) und den USA (TTIP – noch nicht in Kraft) weiter zu fördern. Bei Abkommen wie diesen können auch Standards festgelegt werden, die die Beteiligten befolgen müssen, zum Beispiel bezüglich der Technik, dem Umwelt- oder Arbeitsschutz. Diese Themen können aber auch zum Problem werden: Das Mercosur-Abkommen zwischen der EU und einigen südamerikanischen Staaten scheitert unter anderem daran, dass sich die südamerikanische Bevölkerung den Schutz des Amazonas-Regenwaldes nicht von der EU vorschreiben lassen möchte. Die EU selbst ist natürlich auch eine Freihandelszone und als solche die am tiefsten integrierte der Welt. Hier erfahren Bürgerinnen und Bürger komplette Zollfreiheit, freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Personen. Großbritannien muss sich nach dem Brexit nun um neue Partnerschaften bemühen, um den Handel zu stärken.

 

Ein Zusammenschluss wendet sich hier ganz klar gegen Bündnisse wie diese und gegen die westlich geprägten G7-Staaten: BRICS. Dieses ist zwar kein Handelsabkommen, positioniert sich jedoch gegen den US-Dollar als globale Leitwährung und macht den USA sowie deren Partnern so das Leben schwer. Mitglieder des Zusammenschlusses sind unter anderem Brasilien, Indien, Südafrika, Saudi-Arabien und wenig überraschend Russland und China, die auch zu den Gründungsstaaten gehören. Dass der Handel ganz ohne China wohl auch für die EU nicht möglich ist, zeigt jedoch die Weltwirtschaftsleistung der jeweiligen Handelszonen: Dem RCEP, einem Bündnis zwischen 15 Staaten aus dem Raum Asien-Pazifik, wird zum Beispiel ein Anteil von 32,5 % an der Weltwirtschaftsleistung 2024 prognostiziert. Währenddessen kommen die USMCA (USA, Kanada & Mexiko) auf 26,1 % und die EU auf 18,2 %.

 

Flickenteppich der Zölle und Standards

 

Logistikunternehmen müssen sich in diesem Dschungel der Bestimmungen also nicht nur zurechtfinden, sondern vor allem mit Änderungen bezüglich der Zölle, Standards und anderen Regelungen up to date bleiben. Die meisten Länder haben unterschiedliche Zollverfahren und Zölle bzw. Steuern für bestimmte Warengruppen oder sogar Einschränkungen gegenüber bestimmten Waren oder Ländern. Aufgrund politischer Spannungen wird aktuell etwa der Handel mit Russland durch umfangreiche Embargos beschränkt. Auch der Brexit hatte Auswirkungen auf den Handel:  Während es Händlern innerhalb der EU recht einfach gemacht wird, ihre Waren zu verschicken, ist es bereits ungemein schwieriger, Kunden in Großbritannien zu erreichen. Hier kommen nun neue Gebühren auf Händler und Kunden zu.

 

Neben den Zollbestimmungen müssen sich Händler, die in andere Länder importieren möchten, zudem über die dort geltenden Standards informieren. Diese sollen Verbraucher vor schädlichen oder minderwertigen Produkten schützen und können besonders bei internationalen Lieferungen stark variieren. Ein Compliance-Zertifikat bescheinigt, dass die Waren eines Händlers die erforderlichen Standards erfüllen.

Während die variierenden Bestimmungen für Händler schnell unübersichtlich werden und vielleicht sogar vor dem Handel außerhalb der EU abschrecken, können sich Logistiker hier als Experten hervortun. Sie können beraten, wie der Handel in Drittländern möglich ist und wo es sich zum Beispiel trotz hoher Zölle lohnt, zu handeln.

 

Neue Technologien verändern die Logistik

 

Einfluss auf die Logistik hat neben den geopolitischen Beziehungen natürlich ebenso der technologische Fortschritt. Künstliche Intelligenz zum Beispiel sorgt nicht nur in der Produktion bereits jetzt für Optimierungen, auch in der Logistik kann sie Prozesse effizienter und schneller gestalten. Vor allem durch die Analyse komplexer Daten, anhand derer sich fundierte Entscheidungen in Echtzeit treffen lassen. Von der Routenoptimierung bis zur Lagerverwaltung können KI-Algorithmen dazu beitragen, Effizienzsteigerungen zu erzielen und Kosten zu senken. Darüber hinaus ermöglichen fortschrittliche Analysetools eine bessere Vorhersage von Nachfrage- und Versandmustern, was zu einer optimierten Lagerhaltung und einer verbesserten Lieferkettenplanung führt.

Fazit:

Unübersichtliche Handelsbestimmungen außerhalb der EU stellen Händler vor Herausforderungen und Fragen. Welche Beschränkungen gibt es? Wo lohnt sich der Handel trotz hoher Zölle? Welche Standards muss ich erfüllen? Fragen wie diese beantworten zu können, gibt Logistikunternehmen die Chance, sich als zuverlässiger Partner mit Expertise zu positionieren. Diese können sie auch im Umgang mit neuen Technologien beweisen, wenn sie die Digitalisierung beispielsweise für die Optimierung von Lieferwegen einsetzen und die Augen vor dem Fortschritt nicht verschließen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der proaktiven Anpassung an Veränderungen.

 

 

 

Quelle Headerbild: Frank Reppold